Schwarzweißer Alltag und grauenerregende Morde in der Großstadt: „Molch“ lautet die mit Blut verfasste Signatur eines Serienkillers, zu dessen Opfern vornehmlich schöne Frauen zählen. Und während sich ein deprimierter Gebrauchtwagenhändler mit den Lasten des Alterns und Vereinsamens plagt, gerät er ins Visier der polizeilichen Ermittlungen.
MOLCH heißt der neue Comic von Nicolas Mahler (Text) und Heinz Wolf (Zeichnungen). Nicolas Mahler tritt diesmal nur als Autor auf und lässt seine kühlmysteriöse Mördergeschichte von Zeichnerfreund Heinz Wolf in Szene setzten. Die beiden Autoren zeichnen in Molch ein Bild des gewöhnlichen Scheiterns und vermitteln eine triste, grauingrau WienAtmosphäre wie man sie nur selten sieht.
eine Rezension aus THE GAP:
Nicolas Mahler und Heinz Wolf: MOLCH (Literaturverlag Luftschacht)
Ein Bild des gewöhnlichen Scheiterns
MOLCH ist ein experimenteller Krimi, geschrieben von Nicolas Mahler und gezeichnet von Heinz Wolf. Die Geschichte handelt von einem Gebrauchtwagenhändler, der Zeuge eines Verbrechens wird. Gleich bei der polizeilichen Vernehmung wird der Zeuge ob seiner faden Durchschnittsexistenz gehänselt. Sein Alltag wird von Demütigungen bestimmt: sein Geschäft steht still, seine Frau trennt sich von ihm. Die Folgen sind Apathie und Alkohol. Unterdessen mordet ein Serienkiller vornehmlich schöne Frauen und signiert seine Taten mit dem Wort „MOLCH“.
Der knappe Plot wird flott erzählt. Heinz Wolfs temporeiche Zeichensprache ist von großer Virtuosität: die Welt von MOLCH wird mit räudigem Strich bis ins Groteske hinein überspitzt. Dennoch schwebt – trotz aller grafischen Impulsivität über der ganzen Geschichte ein depressiver Schleier. Selten war Wien so grau und der „Held“ der Geschichte so sprachlos. Diese seltsam befangene Atmosphäre steht in befremdlichen Widerspruch zu den doch so dynamischen Zeichnungen.
Die Autoren treiben in MOLCH ein seltsames Spiel mit dem Genre Krimi. Die Auflösung des kriminalistischen Rätsels erfolgt nur nebenbei, der Comic lebt von seiner trügerischen, apathischen Grundstimmung. Bei allem handwerklichen Können, die ein solches ComicExperiment erfordert, wünscht man sich dennoch, dass die Erzählung länger ausgefallen wäre, um der oben beschriebenen Grundatmosphäre Raum für zusätzliche Nuancen zu geben.
8/10 SEBASTIAN BROSKWA
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