PERPETUUM – Anthologie Comic-Szene Österreich

Zum ersten Mal liegen nun ausgewählte Erzählungen der österreichischen ComicSzene in einem repräsentativen Band vor.
14 ComicAutorInnen aus ganz Österreich zeigen auf insgesamt 344 Seiten (!) einige ihrer besten Geschichten.
Herausgeber Hannes Schaidreiter ist eine sehr stimmige Auswahl von unterschiedlichsten Erzählungen und Stilen gelungen,
die sich zu einem aufregenden Ganzen verdichten.
Die thematische Bandbreite reicht von witzigen ComicStrips bis zu intimeren, autobiographischen Erzählungen.
Mit einem Vorwort von FalterJournalist Thomas Wolkinger.

PERPETUUM ist auch optisch ein sehr attraktives BuchObjekt:
Ein kompakter SoftcoverBand, außen in schlichtem Weiß gehalten und mit einem aufmerksamkeitserregenden Cover,
der nebenbei über 100 Seiten in Farbe aufweisen kann.

Mit Beiträgen von:

Christoph Abbrederis
Borretsch
Nina Dietrich/ Markus Mickl
Michaela Konrad
Thomas Kriebaum
Tommi Kuehberger
laas
Nicolas Mahler
Leopold Maurer
Hannes Schaidreiter
Verena
Klaudia Wanner
Heinz Wolf

„Es gibt Zeiten, da geht der Alltag mit einem durch – man verliest sich, hört etwas Falsches, stößt auf einen unleidlichen Mitmenschen, und schon hat man Mordgedanken. Andererseits kann es vorkommen, dass man sich in einer Wildwestfantasie verliert. Oder man führt Zwiegespräche mit einem Granitblock, auf dem man sich ausruht. Manchmal träumt man bloß unbrauchbares Zeug. Und manchmal passiert rein gar nichts. Alles ist möglich, denn wir sind im Reich der Comics. In Perpetuum erscheinen einschlägige Künstler der österreichischen Szene in einem so kompakten wie gewichtigen Sammelband. (…) Die Zeichen sind in Bewegung, das Komische lebt in allen möglichen Verkleidungen.“ (Der Standard)

eine Rezenson aus THE GAP:
Hannes Schaidreiter (Hrsg.): Perpetuum(Literaturverlag Luftschacht)

ComicLand Österreich

PERPETUUM heißt die erste umfassende ComicAnthologie aus Österreich, die auf 344 Seiten Beiträge von 13 zeitgenössischen ZeichnerInnen versammelt. Bemerkenswert ist das schon deswegen, weil die österreichischen Verlage normalerweise einen großen Bogen um Comics machen und die Presse das Thema konsequenterweise ignoriert. Heimische Comics werden in der Regel in MiniAuflagen im CopyShop produziert und können oft nur direkt von den AutorInnen selbst bezogen werden. PERPETUUM stellt somit eine kleine verlegerische Sensation dar.

Auffällig ist bereits beim Durchblättern die stilistische Vielfalt: von cartoonigen, dynamischen Linienführungen über scheinbar naive Strichzeichnungen bis zu expressionistisch anmutenden Bildwelten zeigt sich ein sehr breites grafisches Spektrum. Von den gewählten Themen her lassen sich zumindest zwei Erzählrichtungen grob festmachen: autobiographisch gefärbte Geschichten einerseits, welche die eigene Erlebniswelt zum Ausgangspunkt nehmen, und witzige, humorvolle Strips andererseits.

Ein paar Anspieltipps: Michaela Konrads SPACELOVE, ein umwerfender PopArtBilderreigen, der mit sinnlichen Linien und perfekten Bildkompositionen das Innenleben der russischen Kosmonautin Olga erfahrbar macht. Beklemmend ist Borretschs autobiografische Erzählung BLAD, die das Leben als Essgestörte mit rauem Strich und symbolischen Bildern nachzeichnet und dabei zu einer ganz eigenen Form von ComicLyrik findet. Heinz Wolfs Beitrag NOVEMBER ist als ComicTagebuch verfasst ist und beinhaltet subtile, stimmungsvolle Traumsequenzen.

Trotz aller stilistischen Unterschiede ist PERPETUUM optisch sehr homogen gelayouted und die Beiträge sind – wie bei jeder guten Compilation – in eine interessante Abfolge gebracht worden: teilweise gehen Themen wie Zeichenstile ineinander über, manchmal ergeben sich effektvolle Brüche.

Man merkt, dass es dem Herausgeber anscheinend schwer gefallen ist, Beiträge wegzulassen, und PERPETUUM hätte eventuell auch kürzer ausfallen können (Nina Dietrichs feministischer CowgirlComic wirkt ein wenig bemüht), aber dennoch bekommt man hier jede Menge Value for Money. Das Buch wird von der Lust am Zeigen getragen, und der Enthusiasmus und die Vitalität, die hinter diesen Comics stehen, gehen auch auf den Leser über.

9/10 SEBASTIAN BROSKWA