Yves Noyau – Schweizer Comic-Zeichner
Yves Noyau gehört seit langem zu den Fixpunkten der vibrierenden Züricher Zeichner-Szene. Seine Werke werden auf der ganzen Welt ausgestellt und seine Comics in STRAPAZIN und anderen europäischen Anthologien und Fanzines veröffentlicht. Seine Geschichten erscheinen vor allem auf Französisch, wobei sein Buch FLECK (Arrache Coeur, 1999) eine löbliche, deutschsprachige Ausnahme ist.
Auf Comics allein möchte Noyau sich nicht beschränkt wissen, er ist einfach Allround-Zeichner. Mit seinen Bildern erzählt er aber stets und kommuniziert mit dem Betrachter. Neben Comics („Über die habe ich lesen gelernt.“), sind Höhlenmalereien, Art Brut und japanische Kalligraphie wichtige Bezugspunkte für seine Arbeit.
Ein viermonatiger Japan-Aufenthalt im Jahre 1987 prägt ihn. Die japanische Schrift, deren Buchstaben nicht nur Töne bedeuten sondern in sich bereits Zeichen und Bilder sind, animiert Noyau. Als Autodidakt versucht er die Technik des japanischen Zeichnens seriös zu erlernen.
Bald ist er jedoch von der Komplexität seines Unterfangens überwältigt. Radikal beschließt er alles, was er je über das Zeichnen gelernt hat, zu vergessen. Er fängt wieder von vorn an und zeichnet nun mit seinen Fingern wie ein Kind.
Die Technik der Fingermalerei – geboren aus künstlerischer Kapitulation – wird zu einem kreativen Experiment, das eine Reihe von seltsam beklemmenden Geschichten hervorruft. In diesen entpuppt sich Milosevic als sympathischer Kerl, der eine Ausstellung von Noyau besucht, die Putzfrau des Psychoanalytikers löst die Probleme der Klienten, ein Mann leidet an den Gerüchen, die aus seiner Nase strömen und eine junge Afrikanerin, deren Genitalien verstümmelt wurden, gebärt ein Kind. Diese fingergezeichneten Geschichten wurden in Les doigts sales, einer Publikation aus dem französischen Traditionsverlag Buchet Chastel, gesammelt.
Yves ist Zeichner mit Leib und Seele, der neben Fingermalerei unterschiedlichste Techniken anwendet. Lesbarkeit und das Vermeiden von visuellen Ballast sind wichtig für ihn und so sind seine Bilder minimalistisch reduziert: Als Künstler lotet er den Grenzbereich zwischen dem eindeutigen Abbilden von Dingen und dem Eröffnen maximaler Interpretationsmöglichkeiten aus.
Noyau verdient sein Brot als Zeichner für die Zeitungen TAGESANZEIGER und BILANZ und als Illustrator des Programmheftes der Zauberlaterne, dem größten europäischen Film-Club für Kinder. Weiters illustriert er die Musikzeitschrift Vibrations, für die er seit deren Gründung tätig ist, und er ist Dozent für Illustration an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern. Er ist auch Autor des Kinderbuchs Bonnes vacances Salbette.
Noyaus Skizzenbuch zum Thema Wien ist vom 17.4. bis zum 26.5. im Kabinett für Wort und Bild zu sehen. Der Schweizer Ausnahmezeichner war im März 2005 Artist in Residence und bezog auf Einladung des Kabinetts ein Gastatelier im Museumsquartier.
Alle hier abgebildeten Zeichnungen copyright bei Yves Noyau
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