Christoph Abbrederis: Ein Portrait
Christoph Abbrederis lebt in Bregenz, wo er sein Faible für handgezeichnete Illustrationen auslebt. Der hauptberufliche Illustrator verfasst regelmäßig Beiträge für das Avantgarde-Comic-Magazin STRAPAZIN und wagt nun mit seinem Tagebuch DAS TÄGLICHE SCHEITERN wieder einen Ausflug in Richtung Comic (ein abgedrucktes Exzerpt findet sich in der österrichischen Comic-Anthologie PERPETUUM)
Der Werbe-Fuzzi
Abbrederis ist viel gereist: nach dem Studium der Angewandten in Wien siedelt er in den 80er Jahren in New York; dann folgt ein längerer Aufenthalt in Madrid, wonach ihn sein Weg zurück nach Bregenz führt.
Stets ist er am Zeichnen. Der Boom der Handzeichnung in der Werbebranche in den 80er Jahren fällt zusammen mit seinem Aufenthalt in New York. Arbeiten für THE COSMOPOLITAN und andere Blätter begründen Abbrederis‘ claim to fame. Damals hatte er auch einen Agenten für seine Aufträge, dann brach der Illustrations-Werbemarkt ein. Bis zum heutigen Tage geniert er sich nicht dafür kommerzieller Werbezeichner zu sein.
„Das mache ich ganz gern. Werbung ist wenigstens kopflastig!“ An erster Stelle steht für ihn jedoch immer das freie Illustrieren (Bücher, Editorials, u.s.w.).
Der Zeichner
Illustration, Komposition, Zeichnen: diese Themen bewegen ihn. Als Inspiration dienen (u.a.) die Covers des Magazins THE NEW YORKER: „Wenn man sich diese Covers ansieht, findet man einen repräsentativen Showcase der modernen Illustration: sämtliche Künstler, die auf diesem Gebiet etwas beigetragen haben, sind hier vertreten. Es gibt wenig bessere usgangspunkte, um die verschiedenen Zugänge zu einer Bildkomposition zu studieren.“
Starke Passion bringt Abbrederis für illustrierte Kinderbücher auf.
Von diesen hat er auch in den letzten 10 Jahren einige in die Welt esetzt (u.a. KAKAOSTERNCHEN und ULAN BATOR für das Niederösterreichische Pressehaus).
Derzeit sucht Abbrederis nach einer deutschen Übersetzung für sein Projekt FRED UND JULIE (in Spanien erschienen). Ein episches Kinderbuch, welches von Abbrederis´ Ex-WG-Mitbewohner getextet wurde, der nebenbei auch Anwalt für Menschenrechte ist. „Ein guter Texter, der für illustrierte Bücher schreibt, der muss sich zurückhalten können. Er muss sumpfig genug erzählen, damit es parallel zu seinen Worten noch eine zweite Ebene geben kann. Im Text müssen einfach Lücken bleiben, die erst die Existenzberechtigung für die Zeichnungen geben. Die Illustrationen sollen den Text interpretieren.“ Bei anderen Manuskripten, die für sich schon komplett sind, sind Bilder stets nur Beiwerk, welches abzuliefern für Abbrederis wenig Reiz hat.
Comic-Tagebuch: Das tägliche Scheitern
Comics an sich interessieren Abbrederis zwar („Die Comics von Lynda Barry sind Weltliteratur!“), sind jedoch nur Bestandteil eines bunten Mix. „Inspiration hol ich mir von überall her, ich such nicht danach, es gibt immer wieder etwas, das mich trifft oder überrascht. Dem widme ich mich dann.“ Für sein aktuelles Comic-Tagebuch DAS TÄGLICHE SCHEITERN diente das echte Leben als Vorlage: Jeder Tag „mit all seinen depressiven Wirklichkeitsbeobachtungen, idealen Wunschvorstellungen und tolerablen Zwischenpositionen“ bekommt seine Dokumentation im Comic-Strip-Format (vom Format her vergleichbar mit AMERICAN ELF von James Kochalka). Den Spass an der Sache merkt man beim Lesen sofort – jeder findet hier die eigenen Neurosen wieder.
Entstanden ist das Comic-Tagebuch aus einer Auftragsarbeit für eine Zeitung, deren Redakteure die Strips nicht verstehen konnten, aber darüber lachen mussten. Ganz gutes Feedback, also blieb Abbrederis dran. An die Veröffentlichung dieser Strips denkt er momentan aber nicht. Unlängst wurde das originelle Tagebuch sogar mit einer eigenen Ausstellung im Museumsquartier gewürdigt. Warum also nicht einen Verleger suchen? „Wenn überhaupt, dann sollten die Sachen in einer Zeitung abgedruckt werden. Es gibt eh keine guten Zeitungsstrips, die etwas mit den österreichischen Lesern zu tun haben. Jeder zerdenkt ständig alles und forscht, wie man am besten seine Zielgruppe befriedigen kann, aber niemand probiert einfach mal was aus. Man reprintet immer nur alte amerikanische Strips.“ Material hat er auch en masse: „Man muss die Leute nur beobachten, dann findet man eh alles, was man zum Pointen schreiben braucht.“
Eine repräsentative Auswahl von Christoph Abbrederis´ DAS TÄGLICHE SCHEITERN-Comic-Tagebuch-Strips findet man in PERPETUUM, der Anthologie der österreichischen Comic-Szene (Luftschacht, 2008).
Alle Zeichnungen: copyright Christoph Abbrederis
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