Austro-Comic ECHO DES WAHNSINNS nach H.P. Lovecraft
Die Geschichten des US-amerikanischen Horrorschriftstellers Howard Phillips Lovecraft stellen eine gewisse Anomalie dar, denn die Erzählungen des Schöpfers der Genre-Spielart „Kosmischer Horror“ werden nicht nur von ausgewiesenen Freunden des schriftlichen Grusels Jahrzehnte nach ihrem erstmaligen Erscheinen begeistert gelesen. Lovecraft gilt auch in den Sphären der höheren Literatur als „echter“, anspruchsvoller Literat.
Einerseits herrscht bei den Freunden der anspruchsvollen Literatur nach wie vor eine gewisse Skepsis vor den kommerziellen Unterhaltungsgenres wie Fantasy, Science-Fiction und Horror – andererseits war Lovecraft einfach einzigartig, überzeugend und auch literarisch so interessant, dass er die Genre-Wand durchbrechen konnte (wenn auch erst nach seinem Tod).
Die Wirkmächtigkeit seiner Erzählungen – insbesondere jene um das außerirdische Wesen Cthulhu – ist jedenfalls absolut. Sein Einfluss ist bereits so selbstverständlich in die DNA des Horrorgenres eingegangen, dass man sich den modernen Horror ohne Lovecraft nicht mehr vorstellen könnte.
Auch die Comics haben nicht davor zurückgescheut, sich seiner Erzählungen anzunehmen. In den letzten Jahren sind einige interessante Adaptionen dazugekommen.
Da wäre einmal das Buch VOM JENSEITS des Niederländers Erik Kriek zu nennen. Kriek illustriert ausgewählte Geschichten von Lovecraft mehr oder minder werkgetreu und taucht dessen Erzählungen in einen plastischen, atmosphärisch dichten Tuschekosmos. Das Resultat ist ein hübsches Buch, in einem klassischen Stil in Szene gesetzt, welcher eine zeitgenössische Version der Horror-Comic-Stilistik der EC-Comics der 1950er Jahre darstellt. Schwarzweiße Kontraste, deren Expressivität aber durch die träumerische Tusche seiner Feder etwas abgerundet wird.
Ganz anders ging da der Argentinier Alberto Breccia vor. Er perfektionierte die Schwarzweiß-Kontrast-Stilistik und trieb die harte Expressivität seiner Seiten auf eine ästhetische Spitze. Damit nicht genug war Breccia auch einer der ersten Multimedia-Künstler des Comicmediums, der nebst diversen malerischen Techniken auch Collagen nahtlos in seine Seiten einfügte. Der noch in diesem Frühjahr erstmals auf Deutsch erscheinende Band LOVECRAFT von Alberto Breccia wirkt höchst vielversprechend – wirken doch seine gezeichnete Interpretationen so „als würden sie selbst aus einer anderen Dimension kommen“ (avant-verlag).
Der gefeierte Szenarist Alan Moore ist mit seinen beiden Comics NEONOMICON und PROVIDENCE (beide von Jacen Burrows gezeichnet) vermutlich so tief wie kaum ein anderer vor ihm in die Untiefen der Lovecraft´schen Welt abgetaucht. Insbesondere das kürzlich erst vollendete PROVIDENCE, in welchem Lovecraft als Protagonist selbst vorkommt, zeichnet sich durch dieselbe manische Komplexität aus, die bereits Moore´s frühere Meilensteine WATCHMEN, FROM HELL und V FOR VENDETTA zu einzigartigen Leseerlebnissen gemacht haben.
Und dann ist da eine ganz besondere Publikation auf den Markt gekommen: Das ECHO DES WAHNSINNS. Hinter diesem Titel verbirgt sich eine Anthologie neuer Lovecraft-inspirierter Comics. Das Besondere daran: Diese neuen Geschichten spielen alle in Österreich! Heimische Comickünstler spinnen den Cthulhu-Mythos von H.P. Lovecraft in eigenen Erzählungen weiter – angereichert mit jeder Menge Lokalkolorit. Mit von der Partie sind unter anderen Heinz Wolf, Anna-Maria Jung, Michael Hacker, Andi Paar und André Breinbauer.
„Echo des Wahnsinns Geschichten aus dem H.P. Lovecraft Universum„
Diverse Autoren. Sphinx-Spieleverlag
Hardcover, 112 Seiten, ISBN: 9783981901603
Preis: 20,60
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