BERICHTE AUS JAPAN von Igort – Mein Comic des Jahres
Igorts BERICHTE AUS JAPAN: EINE REISE INS REICH DER ZEICHEN ist mein persönlicher Comic des Jahres. Dieses Buch ist im wahrsten Sinne schlicht und ergreifend – ein poetisches Meisterwerk.
Eingangs ist das Buch ein geradlinig erzählter Reisebericht, der narrativ von Igorts begleitenden Kommentaren geleitet wird. Der italienische Comiczeichner war in den 90er Jahren immer wieder in Japan, um dort für den führenden Manga-Verlag Kodansha zu arbeiten. Inhaltlich erzählt Igort von seinen ersten Erfahrungen als westlicher Autor und den Arbeitsbedingungen in der Manga-Industrie.
Sehr bald aber verläßt Igort das Terrain des linearen Erzählens und nimmt uns mit auf eine Odyssee durch seine eigenen Sinneseindrücke. Unter seiner Feder wird das Buch zu einer Traumreise, in der uns der Autor darlegt, wie total er der Faszination des Inselreichs erlegen ist. Und mit ihm bald seine Leser.
Jederzeit bewahrt er größte Zurückhaltung. Das ästhetische Konzept für Igorts federhafte und zuweilen fragile Zeichnungen ist die Komplexität der Zartheit. Die Zeichnungen wirken manchmal schimmernd, fast durchlässig und wie dahingehaucht. Einzelne Bilder beginnen vor dem Betrachter zu verschwimmen.
BERICHTE AUS JAPAN verfügt über die herausragendste und zugleich subtilste Wasserfarbgebung, die ich je in Comics gesehen habe. Igorts Japan ist in sanfte Pastelltöne getaucht und er zeigt uns, wie Sonnenstrahlen aussehen, die durch Wände aus Reispapier dringen. Beispiellos inszeniert er die Straßen, Räume, die Gegenden und die Viertel, die Gärten und die Tempel. Auf manchen Seiten entfaltet sich ein Zauber, ein Mysterium. Dieses einzigartige Spiel aus Linienzeichnungen, Farbgebung und Texten schafft es, etwas Fliehendes einzufangen. Ein Etwas, das sich nicht sagen lässt. Dazu haben wir Bilder.
Inhaltlich stellt uns der Zeichenfanatiker seine japanischen Lieblingskünstler vor und verknüpft ihr Leben erhellend mit der breiteren Geschichte des Landes: Haiku-Autoren, Zen-Meister und Hokusai, Manga-Autoren wie Osamu Tezuka, Jiro Taniguchi, Yoshiharu Tsuge und Shigeru Mizuki, aber auch Filmemacher wie Takeshi Kitano, Hayao Miyazaki, Isao Takahata und der B-Movie-Regisseur Seijun Suzuki. Um nur einige zu nennen. Das tragische Schicksal der Prostituierten Abe Sada wird in einer superben Kurzbiografie erzählt, und Igort zeigt die traurige Realität eines wenig bekannten und noch immer fortwirkenden Kastensystems.
Am Ende der Lektüre bleibt der Eindruck, als wären wir dort gewesen, auf unserer Japan-Reise mit Igort, die so nie stattfand.
„Berichte aus Japan: Eine Reise ins Land der Zeichen“ von Igort, Reprodukt
184 Seiten, In Farbe, Klappenbroschur, ISBN: 9783956400759
Preis: 24,70 EUR
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„Für viele Europäer ist Japan eine große Schatztruhe, gefüllt mit Kostbarkeiten, die es zu entdecken gilt. In den Neunzigerjahren hat Igort als einer der ersten westlichen Comiczeichner die Gelegenheit, aus dieser Schatztruhe zu schöpfen und für einen japanischen Verlag zu arbeiteten. Aus Igorts Aufzeichnungen, Skizzen und Fotos ist ein sehr persönliches Buch über Japan entstanden, in dem er seine Erlebnisse festhält und seiner Faszination für das Land und seine Kultur ein Gesicht gibt.
“Berichte aus Japan” ist eine dokumentarische Reise durch die japanische Kulturgeschichte und eine Liebeserklärung an die Heimat von Bashu und Hokusai, Takeshi Kitano und Hayao Miyazaki.“
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Alle Abbildungen (C) Igort, Reprodukt
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