Auch ein Cowboy braucht mal Pause, aber wenn der Cowboy Lucky Luke heißt, bedeutet das Urlaub von den Daltons und anderen Ganoven! Ein paar Tage Kühe hüten im grünen Dandelion Valley ist genau der entspannende Job für den berühmten Revolverhelden. Zumal es frisch importierte Schweizer Kühe sind, vollmilchig und lila, denn der Wilde Westen entdeckt die Kakaobohne. Schokolade ist bald in aller Munde! Leider sind Autogrammjäger zuweilen ebenso lästig wie Kopfgeldjäger, und Sitting Butch vom Stamme der Chicorée hat auch schlechte Laune. Vor allem aber sind da die poor lonesome Cowboys Bud und Terence, die sich vor lauter liebevoller Zuneigung am liebsten verprügeln. Und genau das führt zu zartbitteren Gerüchten in der rauen Westernstadt Straight Gulch.
Seit der Kindheit ist Ralf König Bewunderer von Morris und seinem grandiosen Strich. ‚Calamity Jane‘ war einer der ersten Comics, die König begeistert studierte, und so darf in dieser Verbeugung vor dem Großmeister auch die fluchende, flintenschwingende Legende nicht fehlen. Ein Comicspaß zum auf der Zunge zergehen lassen!
Autor Ralf König schreibt zu seiner Lucky Luke-Hommage:
‚Herausragender Comic-Held meiner Kindheit war eindeutig Lucky Luke! Band 22 ‚Calamity Jane‘ konnte ich quasi auswendig, aber auch ‚Die Postkutsche‘, ‚Der Kopfgeldjäger‘, ‚Billy the Kid‘, ‚Lucky Luke reitet für die 20er Kavallerie‘, alles geliebte Klassiker!
Darum bin ich gebauchpinselt, fünf Jahrzehnte später ganz offiziell zum Stift greifen zu dürfen, um dem poor lonesome Cowboy anlässlich seines 75. Geburtstags ein eigenes Abenteuer auf den Leib zu zeichnen. Sein Erfinder Morris war nämlich nichts weniger als ein verdammtes Genie. Seine Wildwestkulissen sind so exakt auf den Punkt gekritzelt, dass ich zunächst mutlos vor der Aufgabe stand. Perspektiven, Körperhaltungen, ob Jolly Jumper trabt oder galoppiert, Saloons, Pferdekutschen, Lokomotiven, alles sieht spontan und locker hingekritzelt aus und ist doch punktgenau. Ein Tuschestrich, an dem sich heutige Computercomiczeichner die Zähne ausbeissen dürften. Ich liebe es!
Aber bei jedem meiner Panels hatte ich vorm geistigen Auge, wie es bei Morris aussehen würde, was ziemlich frustrierte. Bis ich schliesslich kapierte, dass es nicht darum geht, Morris nachzuahmen, sondern mich mit meinem ganz eigenen Stil vor dem großen Cowboy zu verbeugen. Muss ich erwähnen, dass ich ihn schon als Kind sexy fand? Allein die schwarzen Nackenhaare! Die französischen Lizenzgeber machten denn auch etwas besorgt lediglich zur Bedingung, dass mein Lucky Luke bitte nicht schwul sei! Was ich auch nie vorhatte, immerhin verhielt sich der Cowboy bislang asexuell auch Frauen gegenüber. Meine Bedingung dagegen war, dass aber ein paar schwule Cowboys vorkommen müssten, sonst würde ich mich gar nicht erst in den Sattel setzen. Deal!
Und nun sitze ich geradezu klassisch in meinem roten Long John (Cowboyunterwäsche, wenn schon, denn schon) am Zeichenbrett und kritzele mit Freude meinen ersten Western. Neben mir das Gesamtwerk von Morris, stapelweise Lucky Luke aus allen Jahrzehnten, zum hinschielen, nachschlagen und inspirieren lassen. Die Reinzeichnungen sind bereits fertig, nun ist die Kolorierung dran, und auch die hat Morris mit teils radikalen Entscheidungen neu erfunden. Calamity Jane grinst mich 50 Jahre später vom Cover von Band 22 an, als wolle sie sagen: Na alter Knabe, hier kannst du noch was lernen!
Lucky Luke ‚Zarter Schmelz‘ ist die fünfte Hommage an den großen Revolverhelden. Ich freu mich!‘ Text (C) Ralf König
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