Vier pechschwarze Türme, die in den Himmel ragen; ein Labyrinth aus finsteren Katakomben und prall gefüllten Schatzkammern; Feuer speiende Drachen und blutrünstige Orks… und Herbert, der hasenfüßige Enterich – das ist das Reich, über das der Wärter, der Herr des Donjon, gebietet. Abenteurer, Ritter und Magier lassen auf der Suche nach Ruhm und schnellem Geld ihr Leben – und ihr Erspartes – in den labyrinthartigen Gängen des Donjon. Der Donjon ist ein gut geöltes, florierendes Großunternehmen.
Kein Wunder, dass der Wärter für die finsteren Kapuzenmänner, die den Donjon kaufen wollen, nur ein spöttisches Lächeln übrig hat. Als diese aber nicht locker lassen, beauftragt er Herbert, einen der zahllosen Barbarenkrieger loszuschicken, um der Sache auf den Grund zu gehen. Als der bestellte Barbar aus Versehen geköpft wird, schlüpft Herbert kurzerhand selber in dessen Kostüm und macht sich auf die Suche nach den geheimnisvollen Kapuzenmännern…
Mit „Das Herz einer Ente“ legt Reprodukt den ersten Band der FantasyReihe von Lewis Trondheim und Joann Sfar in einer überarbeiteten Neuauflage vor. Inzwischen ist aus dem Spiel mit gängigen GenreKlischees ein überbordender Mikrokosmos mit mehreren Haupt und Nebensträngen gewachsen, in denen aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der „Donjon“Charaktere erzählt wird. Mit „Donjon – Zenit“ 1 gibt es Gelegenheit nachzulesen, wie alles seinen Anfang nahm.
ALLES ÜBER DEN DONJON:
„Der Donjon, das sind mehr als tausend Tote im Monat.“
Der Donjon, das ist aber auch ein mehr oder minder florierendes Unternehmen, und seine Bewohner warten nur auf Abenteurer auf der Suche nach Zeitvertreib und Zaster, um diesen auch das letzte Hemd abzuknöpfen, während sie ihren letzten Atemzug tun.
„Donjon“ – die Comicserie, die zunächst bei Carlsen erschien und nun bei Reprodukt fortgesetzt wird – beschreibt drei Epochen einer fantastischen Welt, in der eine Reihe von Charakteren auftauchen, die ihre wahnwitzigen Abenteuer erleben, sich entwickeln und – für Comics nicht unbedingt typisch – auch altern, genau wie der Donjon selbst. In den Büchern entsteht ein eigener FantasyKosmos, der in allen seinen Facetten ausgeleuchtet und beschrieben werden will. Dafür will man sich Zeit lassen und auch den nötigen Raum: Die Serie ist ganz unbescheiden auf rund 300 Alben angelegt.
So ein ambitionierter Plan verlangt nach fähigem, kreativen Personal. Lewis Trondheim, der durch seine zahlreichen Veröffentlichungen bekannt ist, schart für „Donjon“ eine Reihe befreundeter Zeichner und Autoren um sich, die ihrerseits bereits für ihre eigenen ComicVeröffentlichungen geschätzt werden. So teilen sich Joann Sfar („Die Katze des Rabbiners“), Christophe Blain („Isaak der Pirat“) und Manu Larcenet („Der alltägliche Kampf“) die Kreativaufgaben, was die jeweiligen „Donjon“Serien zusätzlich zur abwechslungsreichen Lektüre macht.
Denn genau gesagt besteht „Donjon“ nicht aus einer Serie, die chronologisch erscheint, sondern aus mehreren Unterserien, die die verschiedenen Phasen des Donjons beschreiben und auf die sich die Autorenteams verteilen. „Donjon – Morgengrauen“ deckt dabei die Alben 99 bis 0 ab, „Donjon – Zenit“ die Nummern 1 bis 100 und „Donjon – Abenddämmerung“ 101 bis 200. Zusätzlich erscheinen noch die Serien „Donjon Monster“, in der in jedem Band ein Einblick in die Lebensgeschichte einer „Donjon“Figur gegeben wird und „Donjon Parade“, die die irrwitzigen Abenteuer Herberts und Marvins, zweier DonjonBewohner, verfolgt.
Dieser nahezu grotesk ambitionierte Ansatz des Mammutprojekts zeigt bereits, dass die Autoren ihre helle Freude daran haben, sich des FantasyGenres anzunehmen und eigene Geschichten mit Verliessen, Zauberern und Monstern zu schreiben. Doch mit dem Genre und dessen Konventionen nimmt man es hier nicht zu ernst, sondern schlachtet lieber genüsslich den reichhaltigen Fundus an Klischees und Motiven aus, den man aus vielen Fantasybüchern und filmen bereits zur Genüge kennt. Die Serie auf rund 300 Bände anzulegen ist deshalb bereits ein kleiner Seitenhieb auf die im FantasyGenre nicht unüblichen mehrbändigen Zyklen, in denen eine selbst ausgedachte Fantasiewelt bis in kleinste Details und auf viele Handlungsstränge verteilt beschrieben wird.
Im Mittelpunkt dieses lustvollüberdrehten Epos steht die mit Gold gefüllte Festungsanlage, eben der Donjon, deren Entstehung, Aufstieg und Fall und die damit verbundenen Geschichten deren Bewohner und Besucher die Autoren liebevoll in Szene setzen. Die altbekannten Zutaten einer zünftigen Abenteuergeschichte fehlen natürlich nicht: die Ordnung im Donjon muss bewahrt und Bedrohungen abgewendet werden, es lockt die holde Weiblichkeit und es wird zu Hunderten gekämpft, daß die Knochen und Knorpel nur so fliegen. Da muss Hyazinth, das „Hemd der Nacht“ – später passionierter Wärter des Donjon –, schluchzende Baumfrauen aus der Gefangenschaft befreien und Herbert, der hasenfüßige Enterich, mit bloßen Händen drei große Kämpfe bestehen, damit das nervtötend quatschende Zauberschwert an seinem Gürtel nicht nur endlich mal die Klappe hält, sondern sich auch einmal aus der Scheide ziehen lässt…
„… die irrwitzigste Comicserie der Welt…“ – Andreas Platthaus, www.satt.org
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