Ein autobiografischer Comic über die Diagnose und Therapie von Brustkrebs. Ein Erfahrungsbericht in ComicForm, in „schlichten, kindlichen Formen abgeschauten Strichzeichnungen, so abstrahiert wie nötig, so konkret wie überhaupt nur möglich…“ (DIE PRESSE, 28.01.206)
Eine Rezension von Petra Nachbaur für den „Weiberdiwan“:
„Ein großer Schneid
Wie geht das? Eine Frau schildert eine Erkrankung, schildert sie gemeinsam mit ihrem Mann, und das Buch ist nicht bloß Betroffenheitstext, Patientenprosa. Ilse Kilic hat Erfahrung mit der heiklen Sache: „L5/S1. Aus der Krankheit eine Waffel machen“ hieß die Publikation über jenen Lebensabschnitt, in dem ihr ein Übel in den Rücken gefallen ist. Jahre später wählt sie mit dem Comic eine neue Form, um der Bedrohung von Leib und Leben zu begegnen, um Leid darzustellen. Stimmig ist der hautfarbene Band auch, weil er zweistimmig ist. Ein Partner spricht und zeichnet mit, die beiden Stiftstimmen Ilse und Fritz wechseln sich im Erzählen ab, begleiten einander und uns mit viel Schneid durch Schmerz und Hoffen. Größte Intimität, die die Leserin nie zur Voyeurin macht, kennzeichnet das beeindruckende kleine Werk. Es ist nicht allein ein Buch über Brustkrebs, sondern auch ein Buch über Freundschaft, über das Leben als Paar, ein Szenebuch.
Das autobiographische AutorInnencomic hat in den letzten Jahren an Profil gewonnen. Nicht nur politische Umstände, sondern auch persönliche Unwegsamkeiten weiß das Genre zu „behandeln“. David B. und seine über 300 Seiten starke Auseinandersetzung mit der Epilepsie seines Bruders gehören hier her wie auch „Pilules Bleues“ von Frederik Peeters über die HIVinfizierte Freundin. Kilic/Widhalms comixen (und cocomixen) nicht zum ersten Mal. Ihr trashiger Stil lässt von vornherein kein Pathos aufkommen und wirkt oft noch im Traurigsten komisch. Auch das macht die Krankengeschichte in ihrer Offenheit und Unvermitteltheit berührend, lebendig und stark. Zuletzt sieht alles danach aus, dass der Krebs überwunden ist. Antwort auf die Eingangsfrage: So geht das.“
Petra Nachbaur
(copyright Petra Nachbaur/ Weiberdiwan)
Eine Rezension aus etcetera 29/ Blätterwirbel (Okt. 2007):
Eine Frau, Autorin, Künstlerin, erfährt, dass sie Krebs hat.
Ausgangssituation für ein … Comic.
?
Ja, richtig gelesen.
Ilse Kilic und Fritz Widhalm, ein Paar seit „ewigen Zeiten“, beide AutorInnen, FilmemacherInnen, ZeichnerInnen, VerlegerInnen, haben in „Ein kleiner Schnitt“ „unser Krebsjahr“, wie sie es selbst bezeichnen“, in Form eines Comic dokumentiert. Fernab jeglichen TalkshowBefindlichkeitsKampfschluchzens entstand da eine zwingende, persönliche, unprätentiöse und ziemlich aufwühlende graphic novel, die von unendlicher Behutsamkeit einerseits und leisem bis deftigem Humor andererseits getragen ist. Da erfährt man nicht nur so manches über einige medizinische Termini und deren Bedeutung im Leben der Betroffenen, sondern bekommt aus erster Hand übermittelt, WIE sehr eine solche Diagnose in sämtliche Lebensbereiche hineinmäandert und dort ALLES zu ändern imstande ist: eine grafischliterarische Gratwanderung, die auf jeder Seite auf geradezu beängstigende Weise funktioniert.
Sollte eigentlich eine Pflichtlektüre für alle darstellen, die – auf welche Weise auch immer – mit Krankheit zu tun haben. Aber auch für „Xunde“, ob ComicLeserInnen oder nicht, ist „Ein kleiner Schnitt“ ein mehr als lohnendes Buch: Dass es mild hoffnungsvoll endet, lässt die LeserInnen dann wirklich Freude empfinden … und mithoffen.
(Copyright Okt. 2007, etcetera 29/ Blätterwirbel)
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