Eine fm4-Rezension von Zita Bereuter (C):
„You won’t get rid of me easily.“
Franz Suess zeigt mit „Isopoda“ eine dunkle Graphic Novel über eine Trennung und fiese Erinnerungen. Derzeit auch auf dem Nextcomicfestival in Linz.
„So schnell wirst mich nicht los!“ Was in einem verliebten Überschwang ernsthaft als Versprechen einer langen Beziehung ausgerufen wird, zeigt seine wahre Bedeutung nach der jähen Trennung. Denn die Erinnerungen, die Träume und Hoffnungen haften am Herzen wie Harz und lassen sich nicht ohne starke Schmerzen wegkratzen.
So geht es auch Tanja, die eben aus der gemeinsamen Wohnung in eine neue Gegend gezogen ist. Eine wilde Gegend, wie der Möbelpacker meint. Die Wohnung ist klein, heruntergekommen, praktisch nur ein Raum. „Und für so was borgst du dir Geld von mit?“ ätzt die Mutter.
Die Hausbewohner nerven schon, bevor sie richtig eingezogen ist und die Nachbarn können direkt zu ihr hineinschauen. Kurzum: alles ist düster, grau und traurig. Selbst in der Nacht träumt sie von ausgefallenen Zähnen.
Währenddessen sucht ihr Ex Simon mit einem Freund in den Bergen Ablenkung. Bei massig Bier und einer Wanderung, die nicht wirklich ans Ziel führt.
Das verbindet die beiden Getrennten: sie irren planlos durch die Welt, rauchen viel zu viel und wollen ihren Erinnerungen entfliehen. Gut geht es dabei keinem.
comic tanja wartet
„Isopoda“ heißt die neue Graphic Novel des in Wien lebenden Zeichners und Autors Franz Suess. „Isopoda“ klingt wie ein Energiedrink, es handelt sich dabei aber um Asseln. Zwischen 3mm und 45cm groß leben die Tiere meist im Wasser, können aber auch im Trockenen teilweise in den widrigsten Umgebungen überleben und kommen meist ungebeten zum Vorschein. So wie unangenehme Erinnerungen.
Bei Tanja reichen die Erinnerungen bis in ihre Kindheit. Hin zu einem merkwürdigen Onkel Paul, der „Doktor“. Vieles deutet auf Missbrauch hin – ausgesprochen wird es nicht.
Generell schweigen die Protagonisten in Franz Suess‘ Arbeiten lieber. Oft sind es Einzelgänger, Sonderlinge und schüchterne Charaktere, deren Umfeld wie in „Isopoda“ unangenehm, beklemmend und trostlos ist. Dazu passt der mittlerweile charakteristische Stil von Franz Suess. Eine Mischung aus Kratzen, Schaben und Wischen in dunklen Tönen. Dennoch sind die Bilder gefühlvoll und manchmal auch poetisch.
Folglich ist „Isopoda“ auch keine leichte Kost. Die Geschichte könnte das Storyboard für einen Aki Kaurismäki-Film sein, schwärmt Gottfried Gusenbauer, Direktor des Karikaturmuseums Krems, über sein derzeitiges Lieblingsbuch. Gottfried Gusenbauer war Mitbegründer des Nextcomicfestival in Linz. Dort wird „Isopoda“ noch bis 20. März ausgestellt.
Back to the roots für den Maler und Fotograf Franz Suess, stammt der mittlerweile in Wien-Ottakring lebende Künstler doch ursprünglich aus Linz. „Isopoda“ ist sein drittes und bisher stimmigstes Buch. Man darf auf mehr gespannt sein.
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