Wer kennt sie nicht: SpamMails, die den Empfänger zu waghalsigen Geldtransaktionen verleiten sollen oder darauf drängen, die sexuelle Leistungsfähigkeit durch Medikamente zu steigern. Man löscht sie so schnell wie möglich – kann sie aber auch kreativ nutzen, wie Nicolas Mahler zeigt, der SpamMails mit bekannten Figuren aus Horror und Fantasy kombiniert. Hier skandieren dreiköpfige Menschen selbstbewusst: „Many guys have already made sure this medicine works!“ und ein kleiner zitternder Elf gibt zu bedenken „I´d be scared too if my dick was that small.“
Aus einer Sammlung von 15.000 SpamMails hat Nicolas Mahler die besten Textvorlagen für seine Cartoons ausgewählt. Scheinbar mühelos gelingt es ihm, bekannten Figuren durch einen neuen Blickwinkel ein Höchstmaß an Komik abzugewinnen. Nicolas Mahlers neuestes Werk ist das ideale Geschenkbuch für jeden, der sich schon mal über eine SpamMail geärgert hat und über einen feinen Sinn für Humor verfügt.
Aus einer Rezension für THE GAP:
Nicolas Mahler
SPAM
(Reprodukt) http://mahlermuseum.blogspot.com/
„can you fuck for hours? i don´t think so” (Olga Zorka, 04.02.2008)
Nicolas Mahlers Cartoonband SPAM zeigt uns die Welt der SpamMails aus einer völlig neuen Perspektive und bringt die Existenz einer bisher verkannten SpamAvantgarde zum Vorschein. Mahler adelt sie in dem er die sprachlich gelungensten Spams aus seiner Privatsammlung zu Cartoons macht. Er verwendet dabei jeweils nur nur die Betreffzeile und Absendernamen .
Die Grundlage für SPAM besteht aus 15.000 SpamMails in Mahlers Posteingang. Aus diesen haben es 60 Favoriten zwischen die Buchdeckel geschafft – damit ist dieser Mann effizienter und sicher humorvoller als jeder SpamFilter.
Betreff und Absender von Spams als Inspiration für Cartoons aufzugreifen, passt zu Mahlers Stil der minimalistischpointierten Kombination von Wort und Bild. Mahlers Witzzeichnungen haben oft einen InstantEffekt – in einem Blick schüttet man Wort und Bild zusammen und muss unausweichlich grinsen. So geht es einem auch bei einigen Kompositionen aus SPAM, die alle um das eine große Menschheitsthema kreisen: Penisverlängerung.
Mit Penisverlängerung hat Mahler einen zentralen Topos der SpamAvantgarde identifiziert und er übernimmt auch deren kunstvolle Methode der Variation des ewig Gleichen. Die Penisverlängerung muss in einem stammesgeschichtlich bedeutsamen Moment ungeheuer tiefen Eindruck auf SpamProduzenten gemacht haben: „Pen!s enlargement is not a myth“ (Binga Pfeffer, 01.11.2007).
Einige von Mahlers Cartoons kehren noch Tage nach der Lektüre im Gedächtnis wieder für den Rezensenten besonders die stoisch vorgetragenen ehernen Gesetze des Mannseins: „Life is short, bang hard“ (holmes yi, 26.07.2008) bzw. „There are no losers among the possessors of long dic’k“ (Moses Lowry, 20.07.2007). Man stelle sich dazu einen die geballte Faust schüttelnden, langbärtigen Weisen vor bzw. Moses mit zwei Steintafeln, auf welchen in großen Lettern „TEN“ und „INCHES“ eingemeißelt steht.
Mahler verhilft uns mit SPAM zu einem anderen Umgang mit den vormals ungeliebten Mails und einer neuen Wertschätzung gegenüber ihren SchöpferInnen. Es wird Zeit die Filter abzuschalten. „Salut! My ass wait you here“ (bear sani, 06.06.2008)
9/10
Sebastian Broskwa
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